Interview mit Linda Hoffmann, Head of Partnerships DACH

„Der Handel braucht Innovation“ – So will Shopify den deutschsprachigen E-Commerce optimieren

Veröffentlicht: 07.05.2024 | Geschrieben von: Hanna Behn | Letzte Aktualisierung: 07.05.2024
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Shopify gilt als einer der größten Shopsystem- und Infrastruktur-Anbieter im E-Commerce – die Software-Angebote des kanadischen Unternehmens nutzen Millionen Firmen in über 175 Ländern. Doch vor allem die deutschsprachige Region hat Shopify jetzt stärker ins Visier genommen. „Rund ein Viertel aller Shopify-Händler:innen sind in der Region EMEA aktiv. Deutschland, Österreich und die Schweiz spielen innerhalb dieser Region für unsere Wachstumsziele eine große Rolle“, erklärte Deann Evans, Managing Director EMEA bei Shopify, Anfang April. Zu diesem Zeitpunkt wurden gleich zwei neue Positionen im Management besetzt. Eine davon hat Linda Hoffmann inne – als Head of Partnerships DACH.

Hoffmann arbeitet seit über zehn Jahren in der Technologiebranche, war unter anderem für Spreadshirt und Simplesurance tätig und ist seit August 2019 bei Shopify – zuletzt in der Position Agency Partnerships Lead für Deutschland, Österreich und die Schweiz, in der sie das Partner-Ökosystem ausgebaut hat. Jetzt soll das Partnermanagement im DACH-Raum noch wichtiger werden. Der Fokus liegt dabei eher darauf, mithilfe der Partnerschaften die Reichweite und Akzeptanz von Shopify für große Unternehmen und Marken in dem so wichtigen DACH-Markt weiter auszubauen. Wozu eigentlich – und inwieweit dies dem hiesigen Handel im Allgemeinen und Händlerinnen bzw. frauengeführten Unternehmen im Besonderen zugutekommen kann, verrät sie im Gespräch mit OnlinehändlerNews. 

Shopify will Retail-Betriebssystem für alle Unternehmensgrößen sein

OHN: Shopify hat es sich auf die Fahnen geschrieben, Händler:innen mit Services rund um den Online-Shop zu unterstützen. Für dich wurde jetzt für den deutschsprachigen Raum eine neue Position für das Partnermanagement geschaffen. Was genau steckt dahinter?

Linda Hoffmann, Shopify

Linda Hoffmann: Unser Partnerprogramm haben wir vor über zehn Jahren gestartet. Das Programm ist im Grunde eine Gruppe aus Designer:innen, Entwickler:innen, Marketeers und Affiliates, die unsere Plattform für die Erstellung von E-Commerce-Websites, Themes oder Apps verwenden. Das Partnermanagement umfasst aber auch die Zusammenarbeit mit größeren, zum Teil international operierenden Agenturen und Systemintegratoren wie beispielsweise DEPT oder Valantic, die vor allem bei größeren Technologieprojekten ins Spiel kommen. Mit über 100.000 Partnerunternehmen ist unser Programm heute eine große und starke Community und eine tragende Säule des gesamten Shopify-Ökosystems. Darauf sind wir sehr stolz. 

Unsere Partner:innen spielen für unsere Mission, den Handel für alle besser zu machen, und im Ergebnis für unser gesamtes Geschäft eine ganz zentrale Rolle, und zwar sowohl global als auch direkt vor Ort. Denn durch den Wissenstransfer und die Unterstützung unserer Partner:innen haben wir die Möglichkeit, unsere Händler:innen noch besser und individueller bei ihrer Weiterentwicklung und Skalierung zu unterstützen. In meiner neuen Rolle bin ich zusammen mit meinem Team dafür verantwortlich, dieses Ökosystem mit besonderem Fokus auf den für uns wichtigen DACH-Markt auszubauen. Ziel ist es, neue und bestehende Partner:innen beim Aufbau, der Entwicklung sowie Bereitstellung ihrer Leistungen für Händler:innen und deren Projekte nachhaltig zu unterstützen und zu begleiten – ganz gleich welcher Größe oder Komplexität.

Du widmest dich vor allem Partnergeschäften, die großen Marken zugutekommen sollen. In Deutschland betreiben zahlreiche Händler:innen oftmals kleine Unternehmen. Wirkt sich deine Arbeit in Zukunft auch auf sie aus? Wenn ja, wie?

Entrepreneurship ist und bleibt ein fester und vitaler Bestandteil unserer DNA. Die Tatsache, dass sich immer mehr große Unternehmen und Marken für eine Partnerschaft mit Shopify entscheiden, ändert daran nichts. Ganz im Gegenteil: Der Innovations- und Unternehmergeist und die Agilität, die Gründer:innen und kleine Unternehmen gemeinhin an den Tag legen, sind das, was wir über unser starkes Ökosystem in Projekte bei großen Unternehmen tragen. Umgekehrt profitieren Entrepreneurs und kleine Unternehmen von der Erfahrung und Expertise, die wir bei der Umsetzung unserer Technologieprojekte bei größeren Unternehmen sammeln. 

Beides hilft uns dabei, unsere Produkte und Services konsequent und zum Nutzen und Mehrwert aller Händler:innen zu verbessern und weiterzuentwickeln. Unsere ambitionierten Wachstumsziele und Investitionen im Bereich der Enterprise-Kund:innen sind deshalb nur ein strategisch logischer Schritt, um unserem Anspruch und Ziel Rechnung zu tragen: Shopify will und wird das Retail-Betriebssystem für Unternehmen und Marken aller Größen und Branchen sein.

Den Handel für alle besser machen

Hast du persönliche Ziele für die Branche bzw. den Bereich, die du im Rahmen der Tätigkeit verfolgst?

Unser gemeinsames Ziel, den Handel für alle besser zu machen, ist für mich ganz eng mit meinen persönlichen Zielen verbunden. Über meine Verantwortung und Aufgaben in meiner neuen Rolle habe ich ja schon gesprochen. Das Shopify-Ökosystem auszubauen, bedeutet für mich vor allem, in und mit einer dynamischen, lebhaften und wirkungsvollen Community zu arbeiten, mit der wir die Grenzen und Möglichkeiten des Handels erweitern; eine Community, in der kontinuierlich Ideen, Erfahrungen, Erkenntnisse und Impulse ausgetauscht und für alle nutzbar gemacht werden.

Was meine ich damit konkret? Die Zukunft des Handels braucht Innovation, Innovation braucht und lebt von Vielfalt. Das ist aus meiner Sicht ein ganz wichtiger Aspekt und sowohl unser Partnerprogramm als auch und vor allem die stetig wachsende Zahl unserer Händler:innen – von kleinen und mittelständischen bis hin zu großen Unternehmen und Marken – stehen für genau die Vielfalt, die in der Summe auf die Innovation und Zukunft des Handels einzahlt. Ein Thema, das mir in diesem Zusammenhang auch persönlich sehr am Herzen liegt: Frauen als erfolgreiche Unternehmerinnen im Handel und im Tech-Bereich noch mehr Sichtbarkeit zu verschaffen.

Deutsche Händler:innen sollten Omnichannel-Strategie weiterdenken

Was sind aus deiner Sicht die wichtigsten Stellschrauben bei Shopify, um Händler:innen künftig den größten Mehrwert zu bieten?

Unified Commerce, die Marktdurchdringung und Maximierung der Reichweite und die Transformation des Online-Handels im Enterprise-Sektor stehen im Augenblick bei uns stark im Fokus. Gerade im Hinblick auf den Weg von der Omnichannel-Strategie hin zu echtem Unified Commerce gibt es für Händler:innen noch großes Potenzial für Wachstum. Gleichzeitig sind gerade im DACH-Markt – und dort vor allem in Deutschland – viele Händler:innen in puncto Omnichannel und Unified Commerce noch nicht da, wo sie sein könnten. Das gilt auch für Social Commerce. Genau an diesem Punkt setzen wir mit unseren Produkten und unserer Unterstützung gezielt an. Im Enterprise-Sektor sehen wir vor allem im B2B-Online-Handel großes und nachhaltiges Wachstumspotenzial. Das gilt selbstverständlich auch für D2C. Beispielsweise hat das Traditionsunternehmen Schleich nun mit Shopify sein D2C-Geschäft neu aufgestellt, und zwar international.  

Fest steht: Die Gegenwart des Handels ist Multichannel, seine Zukunft ist Unified Commerce. Wir richten unsere Technologien konsequent darauf aus, unsere Kund:innen auf diesem Entwicklungsweg, das heißt bei der Implementierung, Synchronisierung und im operativen Betrieb ihrer Kanäle, optimal zu unterstützen. Dass sich immer mehr Unternehmen – ganz gleich welcher Größe – für eine Partnerschaft mit uns entscheiden, zeigt meiner Meinung nach, dass wir auf einem sehr guten Weg sind und Händler:innen einen großen und kontinuierlich wachsenden Mehrwert bieten. Der Mehrwert heißt Innovation. 

Shopify stammt eigentlich aus Kanada. Der DACH-Markt hat für euch aber eine sehr große Bedeutung. Warum ist das so? Und welche Pläne verfolgt ihr speziell in dieser Region?

Das ist richtig. Die Region EMEA und dort vor allem der DACH-Markt spielen für unsere Ziele und unser Geschäft eine herausragende Rolle. Wir haben im letzten Geschäftsjahr 2023 in der Region EMEA rund 1,2 Milliarden US-Dollar umgesetzt. Das sind 18 Prozent des weltweiten Gesamtumsatzes, also fast ein Fünftel. 27 Prozent – also über ein Viertel – aller Shopify-Händler:innen sind in dieser Region zu Hause und aktiv.  

Unser Wachstum bei neuen Händler:innen in EMEA liegt kontinuierlich über dem Wachstum in Nordamerika. Letztes Jahr waren Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien hier die größten Wachstumsmotoren – mit einem Plus beim Bruttohandelsvolumen von über 40 Prozent im zweiten Quartal. Diese Zahlen sprechen für sich.  

Der DACH-Markt ist und bleibt für uns entscheidend, und zwar nicht nur im Hinblick auf unser operatives Wachstum, sondern auch auf die strategische Weiterentwicklung unseres Geschäfts. Ich habe es bereits betont: Der Handel braucht Innovation. Das gilt auch und noch viel mehr für den Handel im DACH-Markt, wo man sich gemeinhin mit Innovation etwas schwerer tut als etwa in den USA oder China. 

Vielen Dank für das Gespräch!

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Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Über die Autorin

Hanna Behn
Hanna Behn Expertin für: Usability

Hanna fand Anfang 2019 ins Team der OnlinehändlerNews. Sie war mehrere Jahre journalistisch im Bereich Versicherungen unterwegs, dann entdeckte sie als Redakteurin für Ratgeber- und Produkttexte die E-Commerce-Branche für sich. Als Design-Liebhaberin und Germanistin hat sie nutzerfreundlich gestaltete Online-Shops mit gutem Content besonders gern.

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